ev.-it. Gemeinde - Apostolische Gemeinde des Saarlandes

Apostolische Gemeinde des Saarlandes e.V.
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ev.-it. Gemeinde

Aktivitäten
Ökumenischer Gottesdienst
mit der italienisch-evangelischen Gemeinde
Am 06.11.2016 fand in unserer Kirche ein ökumenischer Gottesdienst mit der italienisch-evangelischen Gemeinde statt. Die musikalische Leitung und die Gebete übernahmen die Kirchenvertreter der itl.ev. Gemeinde. Es herrschte unter der überaus großen Zahl an Gottesdiensteilnehmern eine harmonische Atmosphäre. Teils wurden die bekannten christlichen Lieder auf itl. dann mal auf deutsch gesungen. Ebenso wurden die Gebete gesprochen. Der Gottesdienst stand unter dem Wort aus Matthäus 3, 1-6 mit dem Thema: In jeder Wüste gibt es einen Brunnen. Die Ausführung übernahm Apostel Friedhelm Gräßer, die Übersetzung ein Vertreter der itl..ev. Gemeinde.
Liebe Freunde und Glaubensgeschwister,
ich bedanke mich im Namen und der Mitglieder der Apostolischen Gemeinde des Saarlandes und bei eurem kirchlichen Leiter, Pastor Fragnito für seine Zusage zu unserem heutigen gemeinsamen Gottesdienst.
Wüste und Umkehr gehören zu den zentralen Worten der Bibel.

Ein Professor für Philosophie sagte einmal:
»Ich bin heute ein alter Mann. Was aber bleibt einem im Alter, wenn nicht allein die Bibel und das, was darin zu lesen ist. Früher habe ich gescheite philosophische Werke durchdacht; heute meditiere ich dieses Buch. In ihm gibt uns Gott seinen Charakter zu erkennen“.
Die Bibel meditieren, wie macht man das?
Nicht so, dass man sie einfach von vorne bis hinten liest. Ein paar Sätze, ja ein paar Worte genügen. Lange Zeit können sie einen begleiten und beschäftigen. Halten wir also Ausschau nach solchen Worten. Schlagen wir beispielsweise das Evangelium von Matthäus (3,1–6) auf, dann fällt einem auf, dass darin zwei Worte wiederholt vorkommen. Da ist das Wort »Wüste« und das Wort »Umkehr«. Beide gehören zu den zentralen Worten der Bibel. Vielleicht gibt es so etwas wie »Umkehr« nur in der »Wüste«.
Waren wir schon einmal in der Wüste? Haben wir schon einmal eine Wüste erlebt? Aber was sind das für Fragen? Wir alle haben die Wüste in uns selbst, und oft wissen wir es nicht. Das erfahren wir in Augenblicken, in denen wir uns einsam und verlassen fühlen, in denen wir anderen nichts mehr bedeuten. Wir erfahren es, wenn Arbeitslosigkeit unser Schicksal wird, wenn Mutlosigkeit und Traurigkeit uns überfallen, wenn scheinbar unlösbare Probleme sich in uns ausbreiten, wenn seelisches Leid oder eine schwere Krankheit sich unserer bemächtigt, wenn wir Misserfolge, Unrecht, Ängste oder Depressionen erleben. Wie viel Wüste kann es in mitmenschlichen Beziehungen geben, in ehelichen Beziehungen, in den Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern, in unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen, wo immer wir ihnen begegnen?
In jeder Wüste gibt es irgendwo einen Brunnen.
Wie schwer ist es, Wüsten dieser Art auszuhalten und zu bestehen?
Wo finden wir die Kraft dazu? Allein im Glauben, dass es in jeder Wüste irgendwo einen Brunnen gibt. Wer diesen Glauben hat und sich aufmacht, ihn zu entdecken, der macht Erfahrungen, die durch nichts zu ersetzen sind. Offensichtlich haben sie tiefe Wurzeln, aus denen sie selbst in dürren Wüstenzeiten ihre Lebenskraft beziehen können.
Das Leid macht den Menschen menschlich.
Und je tiefer einer hat leiden müssen, umso menschlicher wird er. Daher sagen leidgeprüfte Menschen immer wieder, sie hätten in den Schicksalsstunden ihres Lebens mehr gelernt als aus vielen Büchern oder aufgrund eines langen Studiums an verschiedenen Universitäten.
Einer von ihnen ist Adalbert Stifter: »Durch Schmerzen sind die Menschen größer geworden als durch alle Freuden dieser Welt“. Was weiß also der, der noch nicht gelitten hat. !?
In diesem Zusammenhang kann man Sir Edward Elgar (1857–1934) verstehen, der zu den bedeutendsten Komponisten der neueren Zeit gehört. Einmal hörte er eine junge Sängerin, die eine schöne Stimme hatte und über eine nahezu fehlerlose Technik verfügte. Aber irgendetwas fehlte. Daher sagte Elgar: »Sie wird eine große Sängerin werden, wenn etwas geschieht, das ihr das Herz bricht“. Diese Feststellung weist darauf hin, dass nur das gebrochene Herz zu wirklicher Größe führt, denn es ist das gebrochene Herz, das den Menschen weise macht, nicht bloß wissend.
Das Lied: So nimm denn meine Hände konnte July Hausmann erst auf dem Hintergrund ihres eigene Erlebens mit ihrem Lebenspartner dichten, als sie bei der Ankunft in der Mission in Afrika erfuhr, dass der einige Monate vorgereiste, ein Tag vor ihrer Ankunft, verstorben war.
Es ist die Menschlichkeit, die jenen Brunnen aushebt, der in uns liegt. Wie viel hat dies mit dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu tun. Der menschgewordene Gott ist ein zutiefst menschlicher Gott. Das ist sein Charakter, den uns die Bibel offenbart.
Seine Menschlichkeit ist der Brunnen, aus dem wir leben können in der Wüste, die in uns gegenwärtig ist. Zugleich macht sie uns selbst zu einem Brunnen, aus dem Menschen in der Wüste ihres Lebens Kraft schöpfen können.
Das hatte Edith Stein nach einem langen Wüstengang entdeckt. Es war im August 1921. Edith Stein war zu Besuch bei ihrer Freundin Hedwig Conrad-Martius und ihrem Mann in Bad Bergzabern, einer Kleinstadt in der Pfalz.
Das Ehepaar hatte am Abend anderswo eine Verpflichtung wahrzunehmen. Daher führte ihre Freundin sie zu ihrem Bücherschrank und erklärte ihr, sie könne sich ein Buch nach ihrem Belieben wählen. Edith Stein erzählt, sie habe sich aufs Geratewohl ein Buch herausgegriffen. Es hatte den Titel »Das Leben der heiligen Theresia von Jesu« (Teresa von Ávila).
Das Buch hat über fünfhundert Seiten. Edith Stein begann zu lesen und schloss das Buch erst, als sie es zu Ende gelesen hatte. Da sagte sie sich: »Das ist die Wahrheit“. Sie, die viele Jahre hin durch in der Wüste ihres Lebens auf der Suche nach der Wahrheit war, hatte bei Sonnenaufgang erkannt, dass die eigentliche Wahrheit nicht eine philosophische Wahrheit ist, sondern dass es eine »Wahrheit in Person« gibt und dass diese Wahrheit das liebende Du Gottes ist.
Durch Gottes Führung hatte sie jenen Brunnen gefunden, aus dem sie von nun an lebte und durch den sie ihrerseits für viele andere zu einem Brunnen wurde.
Vielleicht verstehen wir hier ein wenig, was »Umkehr« bedeutet. Umkehr bedeutet, dass ich am Brunnen, der den Namen Jesus Christus hat, selbst zu einem Brunnen für den anderen werde, der mich in seiner Wüste sucht. Er kam, um unsere Lebensgeschichte der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zu heilen.
Ich schließe mit den Worten, die ich an einem Anschlag einer kath. Kirche las:
Wenn du glaubst, dann bete. Wenn du nicht glaubst, dann bewundere.
Wenn du wissend bist, dann zeige Ehrfrucht.

Amen
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